Die Angebote des ambulanten Skillstrainings

  • Einzeltherapie: eine Behandlungsstunde pro Woche

  • Telefonberatung: bei Spannungszuständen vor Selbstverletzung

  • Skillstraining in der Gruppe: jeden zweiten Mittwoch 18:30 bis 20:00 Uhr am Caprahof in St. Andrä/Zicksee

Information zum Borderline-Muster

Die Borderline-Störung ist vor allem eine Störung der Emotionsregulation.

  • Menschen mit einer Borderline-Störung haben meistens Probleme, Gefühle zu steuern. Sie werden häufig von schmerzhaften Gefühlen überflutet.

  • Impulsive und selbstschädigende Verhaltensweisen sind häufig kurzfristige Versuche, schmerzhafte Gefühle zu beenden.

  • Der Versuch, schmerzhafte Gefühle zu vermeiden, führt häufig zu starken Einschränkungen im Alltag.

Ein Hauptmerkmal des Borderline-Musters ist eine sehr plötzlich auftretende starke innere Anspannung, die sich nicht eindeutig einem Gefühl zuordnen lässt.
(Bohus/Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten, 2.Aufl. Schattauer Verlag 2009, 2013)

Störungen in 5 Bereichen

Die Probleme von Borderline-Patienten können in 5 Störungsbildern gegliedert werden:

  • Stimmungsschankungen

  • Schwierigkeiten, Gefühle zu steuern

  • Dissoziationen (Verzerrung von Zeit-, Raum- und Körperwahrnehmung)

  • Flashbacks (Wiedererleben von traumatischen Erinnerungen)

  • Pseudohalluzinationen (Illusionen, die als Täuschung erkannt werden)

  • Paranoides Denken (Vorstellung, verfolgt zu werden)

  • Negative Grundannahmen (schlechte Meinung von sich selbst)

  • Gefühle von Unsicherheit, Fremdheit und Ekel im Umgang mit sich selbst und dem eigenen Körper

  • Das Gefühl, „anders“ zu sein, als alle anderen

  • Unsicherheit bezüglich Zukunftszielen, der eigenen Meinung, wichtiger Entscheidungen und Alltagsentscheidungen

  • Intensive und unsichere Beziehungen

  • Ein Wechsel zwischen Überbewertung und Abwertung

  • Schwierigkeiten, allein zu sein

  • Angst davor, verlassen zu werden und Angst vor Nähe

  • Impulsive und selbstschädigende Verhaltensweisen

  • Hochrisikoverhalten

(Bohus/Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten, 2.Aufl. Schattauer Verlag 2009, 2013)

Die Bio-soziale Theorie

Was erklärt die Bio-soziale Theorie?

Die Bio-Soziale Theorie erklärt die Entstehung und die Aufrechterhaltung der Borderline-Störung. In aller Regel spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle:

1.) Eine besondere emotionale Sensibilität (Empfindlichkeit im Gefühlsbereich) – dies entspricht dem biologischen Faktor.
2.) Sehr belastende, oft abwertende oder traumatisierende Einflüsse durch das soziale Umfeld – dies entspricht dem sozialen Faktor.

Das Zusammenwirken dieser beiden Faktoren führt zur Anfälligkeit für Störungen der Emotionsregulation!

(Bohus/Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten, 2.Aufl. Schattauer Verlag 2009, 2013)

Dimensionale Einschätzung der Persönlichkeitsstörung in der ICD-11 (Tyrer et al. 2019) zunächst über Schweregrad und dann die Trait-Domänen.
Die ersten vier Domänen entsprechen dem Big Five-Modell. Die Domänen „Enthemmtheit“ und „Zwangshaftigkeit“ sind möglicherweise die entgegengesetzten Pole einer einzigen bipolaren Domäne.

Neue Klassifikation Borderline

Die „neue“ Borderline-Persönlichkeitsstörung: Dimensionale Klassifikation im DSM-5 und ICD-11, Horst Mitmansgruber. Online publiziert: 14. Oktober 2020, S. 96, Verlag Springer.

Grundlegendes zum Skillstraining

Das Skillstraining für Menschen mit Borderline-Störung wurde von Marsha Linehan in den 80er Jahren entwickelt.

  • Jedes Verhalten, das in einer schwierigen Situation kurzfristig wirksam ist und dabei langfristig nicht schädlich ist, kann als Skill oder Fertigkeit verstanden werden.

  • Alle Menschen verwenden Skills im Alltag. Häufig setzen wir sie ganz automatisch ein, ohne es zu wissen.

  • Schritt 1: Vermittlung von theoretischem Wissen

  • Schritt 2: Individuelle Anpassung der Skills

  • Schritt 3: Übungen mit den Skills unter Non-Stress-Bedingungen

  • Schritt 4: Einsatz der Skills als zielförderndes Alternativverhalten

(Bohus/Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten, 2.Aufl. Schattauer Verlag 2009, 2013)

Was lernen Sie in den fünf Modulen?

  • Achtsamkeit: Sich selbst und den Augenblick annehmen

  • Stresstoleranz: Krisen und Hochstressphasen bewältigen und ihnen vorbeugen

  • Umgang mit Gefühlen: Gefühle wahrnehmen und sinnvoll steuern

  • Zwischenmenschliche Fertigkeiten: Stabile und angenehme Beziehungen aufbauen

  • Selbstwert: Das Selbstwertgefühl verbessern

Wir arbeiten mit Arbeitsblättern.

Besonders die Ziegen und auch die Natur am Caprahof sind eine Hilfe, sich wieder spüren zu können.

Spannungskurve

Was versteht man unter Anspannung?

Anspannung ist der allgemeine Erregungszustand einer Person. Wenn eine Veränderung der Anspannung auftritt, verändern sich auch Körperreaktionen, Gedanken, Gefühle und Verhalten.

Die Einschätzung Ihrer Anspannung kann zwischen 0 und 100% liegen:

0% = bezeichnet einen Zustand ohne Anspannung

70% = Sie denken nur noch daran, Ihren Spannungszustand so rasch wie möglich zu beenden!

100% = bezeichnet einen Zustand mit extrem hoher Anspannung, d.h. Sie fühlen sich zum Zerreißen, die Gedanken rasen, Sie sind scheinbar unfähig, weiter durchzuhalten

Es gibt drei Spannungsdimensionen:

1.) Hochspannung (70-100%)

2.) Mittlere Anspannung (30-70%)

3.) Niedrige Anspannung (0-30%)

(Bohus/Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten, 2.Aufl. Schattauer Verlag 2009, 2013)

Frühwarnzeichen

Wie verändert sich die Anspannung?

Manchmal denkt man, dass die Anspannung von 0% auf 100% gesprungen ist. Bei genauer Betrachtung wird jedoch meistens deutlich, dass sich die Spannung stufenweise verändert und es Frühwarnzeichen gibt, die man wahrnehmen und beschreiben kann.

Wenn Sie Ihre Anspannung beschreiben, sind folgende vier Merkmale wichtig:
Gedanken, Gefühle, körperliche Merkmale und Verhalten

Welche Merkmale des Hochstressbereichs spüren Sie schon im mittleren Bereich? Das sind Ihre Frühwarnzeichen?

Wenn Sie Ihre Frühwarnzeichen erkennen, können Sie Ihre Skills rechtzeitig erkennen!

Welche Skills sind bei welcher Spannung anzuwenden?

Ganz egal, wie hoch die Anspannung ist, zunächst ist es wichtig, die Spannung so anzunehmen, wie sie ist, und zu wissen, dass Sie sie verändern können:

Achtsamkeit ist die Basis aller Skills!

(Bohus/Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten, 2.Aufl. Schattauer Verlag 2009, 2013)

Zugangskanäle

Was versteht man unter “Zugangskanal”?

Skills wirken über unterschiedliche „Kanäle“: Über Handlungen, über Gedanken, über die Sinne oder über den Körper. Bei den meisten Menschen sind unter Hochstress nur noch bestimmte Zugangskanäle offen.

Wenn Sie herausgefunden haben, welche Zugangskanäle bei Ihnen bei hoher Anspannung noch offen sind, wissen Sie auch, welche Skills Sie dann am besten einsetzen können.

Wie kann man Skills Zugangskanälen zuordnen?

  • Sinnesbezogene Skills: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Spüren
    Die Spannung reduzieren, indem Sie z. B. frischen Meerrettich, saure Bonbons oder Chilischoten kauen oder den Kopf mit kaltem Wasser erfrischen.

  • Gedankenbezogene Skills: z. B. sich ablenken durch Kreuzworträtsel lösen

  • Handlungsbezogene Skills: Sport, um Spannung zu reduzieren

  • Körperbezogene Skills: Den Zustand durch Atmung verändern

(Bohus/Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten, 2.Aufl. Schattauer Verlag 2009, 2013)